Wir haben über diese Webseite schon tausende von Anträgen bearbeitet, und sind immer wieder von der Bearbeitung durch das Servicecenter im Namen der Deutschen Bahn überrascht. Und seit einer Woche ist die Überraschung der Empörung gewichen. Was ist passiert?
Ganz einfach: Unsere Kunden werden durch ein von uns programmiertes Formular geführt, welches die relevanten Daten der Reise abfragt - nichts kompliziertes:
Zusätzlich muss der Kunde seine Adresse und optional (ganz wichtig) seine Bankdaten angeben. Dann wird er gebeten, sein Ticket hochzuladen - ohne das Ticket ist es für die Bahn schwer, die korrekte Erstattung zu zahlen.
So weit, so gut. Gibt der Kunde also alle Informationen an, kann die Deutsche Bahn sicherlich recht einfach eine Banküberweisung vorbereiten und ausführen, oder?
Nicht so schnell.
Da die Bearbeitung im Servicecenter nur teilweise digital erfolgt, können interessante Fehler entstehen. Sind ja auch nur - hoffentlich motivierte und gut geschulte - Menschen, welche im Servicecenter arbeiten.
Interessante Fehler bisher:
Aber ganz ehrlich - alles nachvollziehbar. Die Bahn beauftragt mit dem Servicecenter ein ganz normales Unternehmen, und Fehler passieren. Prozesse sind nicht perfekt. Hand aufs Herz - jeder macht Fehler, und wir sollten nicht nachtragend sein. Verbesserungen einfordern, über die Absurdität der Sache lachen, und darauf hoffen, dass die Bahn ab 2021 ein neues System einführt, wo Erstattungen fehlerfrei funktionieren. Ein Dank hier an die Politik, die endlich Verbraucherschutz eingefordert hat.
Aber jetzt kommt was neues! Nämlich ganz, ganz viel Post von der Deutschen Bahn, siehe hier:
Angeschrieben werden natürlich wir, und nicht die Passagiere. Kann passieren, schliesslich sind die Anträge nicht einfach lesbar, und es kann ja unklar sein, wer der Passagier ist. Richtig? Falsch: Hier ein Beispiel aus unserem IT-System - relevante Stellen sind in Rot markiert, Kundendaten überarbeitet:
Gut, man hätte auch die Kunden anschreiben können. Aber was will die Bahn denn jetzt von uns bzw. den Reisenden?
Eine Unterschrift? Nachdem der Kunde einen Antrag mit seiner Adresse, evtl. sogar seinen Bankdaten (mit einer deutschen IBAN) und vor allem mit seinem Ticket als Kopie gestellt hat?
Muss das denn sein? Schauen wir mal in die Verordnung. Erstmal steht, da, was der Kunde bekommt - Artikel 17.2:
Die Zahlung der Entschädigung erfolgt innerhalb von einem Monat nach Einreichung des Antrags auf Entschädigung. Die Entschädigung kann in Form von Gutscheinen und/oder anderen Leistungen erfolgen, sofern deren Bedingungen (insbesondere bezüglich des Gültigkeitszeitraums und des Zielorts) flexibel sind. Die Entschädigung erfolgt auf Wunsch des Fahrgasts in Form eines Geldbetrags.
Zum Glück steht in unserem Antrag der Wunsch nach einer Überweisung, damit ist das schonmal geklärt. Aber was ist jetzt mit der Unterschrift? Das findet sich in der Vorschrift leider nicht. Aber irgendwo muss das doch geregelt sein.
Ein kurze Recherche im Internet findet einen Fall, wo der Kunde online die Erstattung beantragt hat (ohne Unterschrift, wohlweisslich). Und das Gericht hat die Bahn verurteilt:
Bahnstreik – Was Sie über Ihre Fahrgastrechte wissen sollten
Train delay, cancellation or refund for tourists in Germany
Zugverspätungen – Welche Ansprüche habe ich als Student mit einem Semesterticket?
Der Effekt des Bahnstreiks - 500 Mio Schaden und tausende neue Radfahrer
Umtausch und Stornierung von Zugtickets und Reservierungen der Deutschen Bahn